Timo Hedderich bezwingt den Mythos Ötztaler 

Vier RSG-Atlethen haben einen Traum. Deshalb stehen am 1. September 2024 Timo Lippke, Jan Weber, Timo Hedderich und Tristan Kittlaus bereit für die wohl härteste, aber auch beeindruckendste Rennerfahrung, die in den Alpen zu finden ist – den Ötztaler Radmarathon. Der Herausforderung Ötztaler stellen sich jedes Jahr unzählige Hobbysportler. Der Radmarathon verlangt ihnen alles ab – das kräftezehrende Sportevent gilt nicht umsonst als ein Höhepunkt in der Rennradszene und Ritterschlag für jeden Rennradfahrer.

Timo berichtet von „seinem Ötztaler“: Bereits das zweite Mal bewarb ich mich für den legendären Ötztaler Radmarathon. Leider trudelte wieder, nach Beendigung des Losverfahrens, eine Absage ein. Jedes Jahr versuchen über 20.000 Bewerber, einen der begehrten 4.000 Startplätze zu ergattern. Mein Glück war, dass ich mir den Startplatz eines anderen Radfahrers überschreiben lassen konnte. So durfte dann auch ich ein Teil des sagenumwobenen Amateur Radsport Events sein.

Die Voraussetzungen des Ötztalers sind für jemanden, der aus dem flachen Norddeutschland kommt, beängstigend … 227 km, vier Alpenpässe, 5.500 Höhenmeter … Nach einer langen, intensiven Vorbereitung über Monate erfolgte am 01.09.24 um 6:30 Uhr der Start in Sölden.

Im Morgengrauen ging es zunächst gut 30 km bergab, dann nach einer scharfen Rechtskurve hinauf zum ersten Pass, dem Kühtai. Doch direkt hinter der Kurve gab es einen Stau, der sich nur langsam auflöste. Danach ging es Stück für Stück die Serpentinen hinauf zur ersten Labestation.

Die folgende Abfahrt überstanden leider nicht alle Teilnehmer schadlos – fünfmal überholte mich der Krankenwagen auf der für Autos gesperrten Strecke. Am Ende der Abfahrt durchquerten wir Innsbruck. Die Stimmung war phantastisch. Tausende Zuschauer bejubelten mich und die anderen Radsportler. 

Weiter ging die Fahrt über den Brenner in Richtung Italien. Es folgte der Jaufenpass. Zum Schluss wartete die größte Herausforderung – das berüchtigte Timmelsjoch. Ein 29 km langer Anstieg, bei dem nochmal 2.000 positive Höhenmeter erbracht werden mussten. Über schier endlose Kehren quälte ich mich die Straße hoch. Die Beine wurden immer schwerer, der Kopf langsam leer. Nach gefühlt endlos langer Zeit sah ich die Spitze des Passes. Beinahe am Ende meiner Kräfte erreichte ich auf 2.470 Metern über Null wieder die österreichische Landesgrenze und musste feststellen, dass das Wetter kippte. Regen und Wind erwarteten mich vor der finalen Abfahrt zurück nach Sölden. Egal, 27 km bergab schön vorsichtig die nasse Straße hinunter, was sollte da schon schief gehen … leider rechnete ich nicht mit aufgeschreckten Kühen mitten auf der Straße … nur knapp konnte ich ausweichen und so einen Sturz verhindern. Schlussendlich, nach 10 Stunden 44 Minuten durchquerte ich den imposanten Zielbogen im Herzen von Sölden. 

Es war insgesamt das Schönste und gleichzeitig auch Schlimmste, das ich im Radsport erleben durfte. Eine Quälerei sondergleichen, allerdings in grandioser Atmosphäre.

Sich einmal wie ein Profi fühlen zu dürfen inklusive Kamerawagen, Hubschrauber und Materialwagen, war schon etwas sehr Besonderes.

Es war mir eine Ehre, mich über die Alpenpässe zu schinden.


Die Alfelder Zeitung berichtete

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