
Am 14. August 2025 erfüllte sich Jan Weber von der Radsportgruppe des TSV Gronau seinen Traum einer Radreise von seinem Heimatort Barfelde nach Portugal. Es sollte eine anspruchsvolle und unvergessliche Bikepacking-Tour werden, die ihn durch ihre technisch herausfordernden und körperlich anstrengenden Etappen aber auch ihre landschaftliche Schönheit und kulturelle Entdeckungen zutiefst beeindrucken würde.
„Irgendwann fahre ich diese Strecke mit dem Rad“ – diesen Entschluss fasste er bereits 2022, als er mit seiner Frau Florbela deren Familie in Penafiel/Portugal besuchte. Doch jedes Jahr kam etwas anderes dazwischen, sodass er sein Vorhaben bis zum Sommer 2025 verschieben musste. In der Zwischenzeit konnte er allerdings einige Erfahrungen mit Ultracyclingtouren über hunderte von Kilometern bei der Umrundung von Niedersachsen 2024 und einer ausgedehnten Tour über die Insel Kreta machen.
Ursprünglich hatte er die Fahrt zusammen mit einem RSG-Kollegen für den September geplant, doch als der kurzfristig absagen musste, erinnerte er sich an ein Gespräch mit Jürgen Schankat – in der regionalen Rennradszene bekannt als „Schanky“ –, einem Radfahrkollegen vom RSC Hildesheim, der vorhatte, mit dem Rad zur Vuelta a España nach Andorra und anschließend weiter nach Barcelona zu fahren. Nach einem kurzen Telefonat entschloss sich Jan, seine ursprünglich geplante Route, die über Paris an die spanische Grenze führen sollte, umzulegen und außerdem den Start der Tour in den August vorzuziehen, damit beide wenigstens die gut 1.000 Kilometer durch Frankreich nach Spanien gemeinsam fahren konnten. Er wusste, dass, anders als bei gemeinschaftlichen Fahrten, die ständige Einsamkeit auf Solotouren mental sehr belastend werden kann, da man unentwegt in sich hinein hört und jedes unerwartete Geräusch des Fahrrads zur zusätzlichen Belastungsprobe wird. Da Schanky zu der Zeit in Tübingen weilte, beschlossen sie, sich zunächst auf einem Campingplatz im Schwarzwald zu treffen.
Das Verstauen seines Equipments in den diversen Radtaschen war schon so etwas wie Routine, obwohl er Wert darauf legte vom Zelt über Werkzeug bis zum Ersatzspeichensatz nichts zu vergessen, was für eine wochenlange Tour nötig sein könnte. Insgesamt 29,7 kg brachte sein Fahrrad letztendlich auf die Waage. Mit dieser Komplettausrüstung startete er am 14.8. frühmorgens in Richtung Süden.









Für den Großteil der Tour wollte Jan dem Jakobsweg folgen. Der Jakobsweg (spanisch: Camino de Santiago) ist ein Netz von Pilgerwegen, erkennbar am Symbol der gelben Jakobsmuschel auf blauem Grund. Das Ziel aller Pilger auf den unterschiedlich benannten Jakobswegen ist die Kathedrale von Santiago de Compostela in Spanien und die Routen sind dementsprechend gut dokumentiert. Das deckte sich alles mit der geplanten Tour, weshalb auch selten die Notwendigkeit bestand, von dieser Route abzuweichen. Insbesondere der Camino del Norte (deutsch Küstenweg) stand auf dem Plan, eine landschaftlich besonders reizvolle Variante des Jakobsweges in Nordspanien, die entlang der Atlantikküste bis nach Santiago de Compostela führt.
„Mitfahrer gesucht und gefunden … Deutschland hinter uns gelassen und ab nach Frankreich …“
Für die ersten vier Tage legt Jan ein strammes Pensum vor, das ihn mit 150 bis 180 Kilometern pro Tag schnell dem Zwischenziel im Schwarzwald näherbrachte. Hilfreich war dabei auch der beständig aus Nordrichtungen wehende Wind, mit dessen Unterstützung sich die 640 Kilometer und auch die fast 5.000 Höhenmeter dieser ersten Woche gut überwinden ließen. So traf er pünktlich auf dem Campingplatz ein und konnte seinen zukünftigen Mitstreiter herzlich begrüßen. Beide kannten sich bisher zwar bestenfalls als Wettkampfgegner bei Rennen, stellten aber schnell fest, dass die Chemie zwischen ihnen stimmte und sie zuversichtlich den erwarteten Strapazen der nächsten Wochen entgegenblicken konnten. „Wir kannten uns kaum, haben uns aber bei Tiefpunkten – zum Beispiel bei langen Regenfahrten – immer wieder aufgebaut,“ resümierte Schanky.


Der Start in eine insgesamt entspanntere zweite Woche gestaltete sich zwar zunächst direkt nach der Abfahrt vom Campingplatz in Wolfach mit einem Anstieg von bis zu 24% recht kräftezehrend, zumal sich die Beine noch im Tiefschlaf befanden. Mit 1.026 Kilometern stand jetzt zwar auch noch die längste Wochenetappe an, aber mit „nur“ 4.000 Höhenmetern wurde es immerhin auch die flachste. Gefahren wurde weiterhin jeden Tag ohne Pause und dabei wurden täglich 130 bis 160 Kilometer zurückgelegt.
Knapp 100 Kilometer nach dem Start wurde mit der Rheinbrücke Neuenburg-Chalampé die Grenze zu Frankreich überquert und der erste Schlafplatz bei Mulhouse angesteuert. Schanky hatte die Routen bis Carcassonne von Campingplatz zu Campingplatz bereits mit Komoot geplant, was von Jan, der die Suche nach einem Schlafplatz üblicherweise immer spontan angegangen war, dankbar angenommen wurde, denn die abendlichen Vorbereitungen für ein Nachtlager mit Verpflegungssuche, Zeltaufbau, Zubereitung des Abendessens etc. nahmen doch immer erheblich Zeit in Anspruch. Zudem gab es Duschen und Strom zum Aufladen der Geräte. Leider waren die Angaben der Planungs-App nicht immer aktuell, so dass das eine oder andere Mal auch auf Sportplätze oder andere Gelegenheiten ausgewichen werden musste.



Eglise Saint-Michel









St. Germain du Plain


Endlich das Meer sehen
Ab Lyon führte die Strecke an Tag 9 noch wenige Kilometer an der Saône entlang, bevor die sich in Lyon mit der Rhône vereinigte. Sie folgten der Rhône über Vienne, Valence, Orange und Avignon, bis sie das Mittelmeer bei Montpellier erreichten. Die Strecken waren geprägt von bemerkenswerten Bauwerken wie der historischen Fußgängerhängebrücke von Vienne, die 1829 fertiggestellt wurde oder dem hypermodernen Musée des Confluences in Lyon, einem Wissenschaftszentrum und anthropologisches Museum von 2014, das sich an der Mündung der Flüsse Rhône und Saône befindet. Spektakulär auch die Passerelle Marc Seguin zwischen den Orten Tournon-sur-Rhône und Tain-l’Hermitage, eine in den Jahren 1847 bis 1849 von Marc Séguin gebaute Hängebrücke über die Rhone, die lange als Straßenbrücke benutzt wurde. Seit dem Bau einer modernen Brücke 1958 wird sie als Fußgängerbrücke benutzt.
Eine weiter historische Fussgängerbrücke in Rochemaure ist die Passerelle himalayenne de Rochemaure, eine Hängebrücke über die Rhone, die 1858 ebenfalls von Marc Séguin erbaut wurde und heute ein Denkmal ist. Nach schweren Schäden und Sperrungen wurde sie 2013 als Himalaya-Fußgängerbrücke wiederhergestellt und ist nun Teil der Radroute ViaRhôna, die Fußgängern und Radfahrern die Überquerung ermöglicht.
Kurz vor Avignon führte sie ihre Route an der Burgruine Château de l’Hers bei Orange vorbei, deren Ursprünge auf den Beginn des 10. Jahrhunderts zurückgehen. Seit 1973 ist sie denkmalgeschützt und hat einem Weingut ihren Namen gegeben.







Le Pont des Lônes-Soyons


Le Grau de Roi



Schock in den Abendstunden, der schnell das Ende der gemeinsamen Fahrt hätte bedeuten können: Schanky wird von einer Hornisse gestochen. Der Einstich ist äußerst schmerzhaft, Hals und Mund schwellen an und an eine Weiterfahrt ist nicht zu denken. Glücklicherweise wird schnell eine Apotheke gefunden, die erste medizinische Hilfe leisten kann. Die Etappe ist zunächst beendet, aber Radfahrer sind bekanntlich hart im Nehmen und nach einer unruhigen Nacht kann die Tour am nächsten Tag fortgesetzt werden.
Begegnungen
Erkenntnis von Jan: „Wenn du schon so etwas Verrücktes machst wie wir, da triffst du ja Leute … “ In Frankreich begegneten sie dem Ultracycler Diego (Kunstname, der richtige war entfallen), der nach Bordeaux wollte, dann weiter über Nordspanien und Portugal ans Mittelmeer. Er musste am 15. September in Malaga sein. Für ihn nichts Besonderes – vor zwei Jahren war er bereits von New York nach San Francisco gefahren, 10.000 Kilometer quer durch Amerika in nur drei Monaten … „Lohnt sich nicht“, so sein lapidares Fazit.
Oder Elena, die sie auf einem Bio-Bauernhof getroffen hatten, wo sie wegen starken Regens Unterschlupf für eine Nacht gefunden hatten. Sie stammt aus Hildesheim und ist die Tochter des Gyrocopter-Piloten, der tragischerweise 2022 bei einem Absturz auf dem Hildesheimer Flughafen ums Leben kam. Nach einer agrartechnischen Ausbildung wollte sie sich andere Höfe anschauen und dort zur Probe arbeiten, setzte sich auf ihr Mountainbike und fuhr erst einmal ohne konkretes Ziel los. Zunächst durchquerte sie Deutschland Richtung Frankreich, dann ging es nach Spanien, Portugal und zurück nach Frankreich auf den Hof, wo sie jetzt lebte. Sie hatte aber bereits einen weiteren Termin in der Schweiz, fuhr anschließend weiter nach Italien, durch Griechenland, die Türkei, Bulgarien, Rumänien und Tschechien. Erlebnisse mit wilden Hunden, die Jan Sorgen bereitet hätten, machten ihr nichts aus: „Da tritts du einmal nach, dann hauen die schon ab.“ Wurden sie zu aufdringlich, kam Pfefferspray zum Einsatz. Essensvorräte wurden nachts in die Bäume gehängt, sonst hätten die Wildschweine nichts davon übriggelassen. Nach eineinhalb Jahren war sie wieder zurück in Hildesheim. Jan: „Da denkst du, du machst was Besonderes und dann kommt so eine Geschichte …“



Tage später



Staubige Schotterwege am Canal du Midi
„Weg vom überfüllten Mittelmeerraum …“ war Jans Gedanke nach einer kühlen Nacht unter dem Vordach einer Rettungsschwimmerstation, mit dem er in die dritte Woche der Tour startete. Nach kurzer Fahrt trafen sie in Agde auf den Canal du Midi, dem sie von nun an für drei Tage und gut 250 Kilometer bis nach Toulouse folgen sollten. Die beiden hatten sich bewusst entschieden, Wald- und Feldwege zu bevorzugen, um dem Autoverkehr zu entgehen – dennoch wurde es eine unerwartet staubige Angelegenheit. Aber wenigstens war es flach. Das sollte sich bald drastisch ändern.



Canal du Midi
Der Canal du Midi wurde als schiffbare Verbindung zwischen der französischen Mittelmeerküste und der Atlantikküste gebaut, was schon lange vor dem Bau als wünschenswert angesehen wurde, um den langen und beschwerlichen Weg rund um die Iberische Halbinsel zu vermeiden. Die Entfernung zwischen der Gironde am Atlantik und dem Mittelmeer beträgt in Luftlinie nur etwa 500 Kilometer, während der Seeweg rund um die Iberische Halbinsel mehr als 3.000 Kilometer beträgt. Er wurde 1681 fertiggestellt und gehört seit 1996 zum UNESCO-Weltkulturerbe. – wikipedia



Erstes Ziel des 12. Tages war Carcassonne, bekannt und berühmt durch die mittelalterliche, auf einem Hügel der Altstadt gelegene, als Cité von Carcassonne bezeichnete Festung. Sie ist mit 4 Millionen Besuchern pro Jahr die touristische Hauptattraktion der Stadt und eines der am häufigsten besuchten Reiseziele Frankreichs. Die mittelalterliche Festungsanlage ist von ihrer Größe und ihrem Erhaltungszustand her einzigartig in Europa. Die noch bewohnte Cité wird von einem doppelten Mauerring umschlossen. Hauptgebäude im Innern sind eine Burg (Château comtal) und eine Kirche (Basilique Saint-Nazaire). – wikipedia
Sightseeing war zwar nicht das vorrangige Ziel der Tour, aber so Jan: „Wenn man über die Hälfte geschafft hat und das Ziel näher kommt muss man rausnehmen damit es noch länger dauert 😜“
Das war allerdings am 14. Tag wieder vergessen, denn die Strecke führte sie über 153 Kilometer nach Toulouse. „Schluss mit dem kulturellen Lotterleben, Strecke machen, zumindest zwischen den ☔️ Pausen🤪🫣!“, lautete der Kommentar von Schanky.




von Barbaste


hier sind wir richtig
Am Tag darauf wurde zwar eine ähnlich lange Strecke absolviert, aber diesmal waren erstmals nach längerer Zeit deutlich spürbare 1.560 Höhenmeter dabei. Dieses ständige Auf und Ab sollte sie von nun an die restlichen 1.100 km Tag für Tag begleiten.
Seine ursprünglichen Ziele Andorra und später Barcelona hatte Schanky inzwischen zugunsten einer gemeinsamen Fahrt mit Jan bis an dessen Ziel Penafiel aufgegeben. Die Chemie zwischen beiden war unverändert gut, es war zu zweit deutlich angenehmer als alleine und es kam die Herausforderung hinzu, den erheblich längeren Weg bis nach Portugal seinem Tourbook hinzufügen zu können. Eine Herausforderung, der ambitionierte Radfahrer nicht so ohne Weiteres widerstehen können. Dafür stornierte er sogar seinen Hotelaufenthalt in Barcelona und buchte seinen Rückflug um. Ganz groß!
Der Folgetag führte sie südlich des Regionalen Naturparks Landes de Gascogne über Bayonne, vorbei am eleganten Seebad Biarritz, bis an die Atlantikküste nach Hendaye und dort über die Landesgrenze nach Irun in Spanien. „Nach über 2.300 Kilometern endlich Spanien erreicht … 12 Tage durch Frankreich …“, lautete Jans Zwischenfazit. Und Schanky: „Heute hat uns der Atlantik nochmal alles entgegen geworfen, was er hat. Wind, Böen und Regen😤, doch bei seinem Anblick überraschte er uns plötzlich mit ☀️!!🤗“ Nach dem Grenzübertritt waren es noch etwa 30 Kilometer bis zum Campingplatz bei San Sebastián.

wir kommen


Ab Irun folgten sie wie geplant überwiegend dem Camino del Norte Richtung Santiago de Compostela. Er ist eine der schönsten und zugleich anspruchsvollsten Routen des Jakobswegs und führt über etwa 825 Kilometer durch die spektakulären Küstenlandschaften Nordspaniens mit grünen Hügeln, charmanten Dörfern und kulturellen Schätzen.
Knackige Rampen
Nach dem Start in San Sebastian ging es sofort mit zweistelligen Prozentzahlen bergauf. Mit 1.714 Höhenmetern auf 115 Kilometer sollte sich der 17. Tourtag als einer der „steilsten“ herausstellen. Aber auch die übrigen 9 Tage bis zum Ziel hielten fast jeden Tag deutlich über 1.000 Höhenmeter auf vergleichsweise „kurzen“ Strecken von um die 100 Kilometer für sie bereit. Insgesamt mussten die letzten 10 Tage 14.430 Höhenmeter überwunden werden! Mit 30 kg Zusatzgewicht ein eher gemischtes Vergnügen.






Ab dem charmanten Fischerdorf Zarautz fuhren sie auf einer parallel zum Pilgerweg etwas weiter südlich gelegenen Route nach Bilbao. Dabei streiften sie das Jesuitenkolleg Loyola, eine ausgedehnte Anlage, die um den Geburtsort von Ignatius von Loyola, dem Gründer der Gesellschaft Jesu (Jesuiten), entstanden ist.
Kurz vor Bilbao in Basauri fällt das monumentale Denkmal „Ikurra“ ins Auge, das als Wahrzeichen der Stadt an die Industrialisierung am Ende des 19. Jahrhunderts erinnern soll. Dieser Abschnitt des Weges bot eine ideale Kombination aus Natur und Kultur und war ein perfekter Einstieg in den Camino del Norte.






In Bilbao beeindruckte der futuristische, dekonstruktivistische Bau des Guggenheim Museums, der ein Wahrzeichen der Stadt ist und den Wandel Bilbaos von einer Industriestadt zu einem Zentrum für Kultur und Tourismus symbolisiert. Es ist der modernen und zeitgenössischen Kunst gewidmet und zieht jährlich zwischen 850.000 und 1 Million Besucher an.
Ziel des letzten Tages der dritten Woche war Santander, die Hafenstadt „mit einer Mischung aus maritimem Flair und städtischer Eleganz“. Die Bucht von Santander wird als eine der schönsten Buchten der Welt bezeichnet und bildet das Zentrum der spanischen Stadt in Kantabrien. Sie ist darüber hinaus bekannt für ihre malerische Küste mit Stränden wie El Sardinero und ist ein beliebter Ort für Bootsfahrten zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt.
„Wunderschöne Küste, imposanter Atlantik. 🤗 Doch auch Wind, so dass du mitunter in den Abfahren auch treten musst, um nicht stehen zu bleiben!😤“

Ein ständiges Auf und Ab – das Höhenprofil macht es deutlich: Mit dem ersten Tag der letzten Tourwoche begann der Ernst des (Radfahrer-)Lebens. Jeden Tag bis zum Ziel waren jetzt im Schnitt 1.450 Höhenmeter zu bewältigen, mal mehr, mal weniger. Dazu ein zuverlässig aus südwestlichen Richtungen wehender böiger Gegenwind. Aber auch das Ziel wurde langsam greifbar und rückte mit jeder Pedalumdrehung ein wenig näher, was die Motivation hochhielt. Spektakuläre Bauwerke wurden seltener, dafür wurden sie mit der außerordentlichen Schönheit der unterschiedlichen Landstriche belohnt. Während Kantabrien westlich von Santander durch feinste Sandstrände und einzigartige Landschaften besticht, wird das wiederum westlich daran anschließende Asturien nicht umsonst „Die grüne Küste“ genannt.
Gijón als Universitäts-, Hafen- und Industriestadt ist zugleich wirtschaftliches Zentrum dieser spanischen Region. Am Stadtrand, etwa drei Kilometer vor dem Zentrum, befindet sich die Universidad Laboral de Gijón. Der Universitätskomplex wurde in der Franco-Zeit zwischen 1946 und 1956 in monumentalem Stil und mit beeindruckenden Dimensionen erbaut und ist das wichtigste architektonische Werk des 20. Jahrhunderts in Asturien und zugleich mit 270.000 m² das größte Gebäude in Spanien.

Santillana Del Mar



de la Barquera



ist das Ziel





„Den Atlantik verlassen und weiter dem Camino de Santiago gefolgt 🤗!“
Die Route blieb küstennah bis nach Ribadeo, dem Tor zu Galicien. Am Aussichtspunkt Mirador do Cargadoiro, der häufig für eine unvollendete Brücke gehalten wird, hat man einen unverbauten Rundblick auf die Küstenlinie. Weiter nördlich lohnt ein Stopp an der berühmten Praia das Catedrais (span.: Playa de las Catedrales), wo Wind und Wellen in Jahrtausenden riesige Felsblöcke freigelegt und kathedralenartige Felsbögen in den Sand geschliffen haben.
Von dort führte die Strecke zunehmend ins Landesinnere, vorbei an einsamen Dörfern und duftenden Eukalyptuswäldern, in eine Landschaft, die rauer, aber auch stiller wurde. 157 Kilometer bis Santiago zeigte ein Wegweiser in Mondonedo – eine fordernde aber machbare Tagestour – dann wäre das Zwischenziel und damit der Endpunkt des Camino del Norte erreicht.


Mirador do Cargadoiro



noch 157,9 km – machbar

An Tag 23 der vierten Woche erreichten sie schließlich Santiago de Compostela – für viele das Ziel einer langen, beschwerlichen Pilgerreise, für die beiden nur eine Zwischenetappe, wenn auch eine wesentliche. Die Altstadt mit ihren engen Gassen, die majestätische Kathedrale, Pilger aus aller Welt – all das verlieh der Ankunft ein besonderes Flair. Hier gönnten sie sich eine kurze Auszeit – ein paar Ruhestunden für Körper und Geist, in denen sie noch einmal auf das bisher Geleistete zurückschauen konnten und einen Espresso auf der Praza do Obradoiro mit dem Blick auf die majestätische Fassade der Kathedrale genossen, wie schon viele Tausende Reisende jedes Jahr vor ihnen. Ein Fernsehteam, welches auf dem Platz gerade eine Sendung vorbereitete, kam auf sie zu und wollte sie zu ihren Pilgererlebnissen interviewen, womit sie allerdings leider nicht dienen konnten.






17. Jahrhundert

Die Kathedrale gilt als Grabeskirche des Apostels Jakobus des Älteren, was sie zu einem wichtigen christlichen Pilgerziel neben Jerusalem und Rom macht. Der Kathedralbau begann 1075 und wurde mit zahlreichen Erweiterungen über die Jahrhunderte von ehemals 8.200 m² auf 23.000 m² erweitert. 1985 wurde die Altstadt von Santiago de Compostela – und damit auch die Kathedrale – zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt. Eine der Hauptattraktionen der Kathedrale ist das etwa 1,60 m großes Weihrauchfass – der Botafumeiro – das an hohen Feiertagen an einem 66 m langen Seil von acht Männern in Bewegung gesetzt und durch das Querschiff bis hoch unter die Decke geschwungen wird.
Der folgende Tag begann neblig und kühl. Für den Weg Richtung portugiesischer Grenze benutzen sie den Camino Portugues, der von Lissabon nach Santiago de Compostela führt und als zweitbeliebtester aller Jakobswege gilt. Folgerichtig kamen die Pilger ihnen jetzt entgegen statt dass sie sie überholten. Hinter Pontevedra öffnete sich die Landschaft und Weinberge traten an die Stelle dichter Wälder. Markantestes Bauwerk auf der Strecke war die Pontevea-Brücke aus dem 15. Jahrhundert, auch bekannt als Ponte Vella de Pontevea, die den Fluss Ulla überspannt und ein beliebter Rastplatz für Pilger ist.








„Nach 10 Tagen in Spanien endlich Portugal erreicht. Was für ein Gefühl, es ist so wunderschön hier!“
Die letzte große Tour Richtung Porto, dem Zwischenziel für den nächsten Tag, an dem die Reise beendet werden sollte, stand an. Der Morgen begrüßte sie mit üppigem Sonnenschein. Am Grenzfluss Minho in Caminha endete Spanien und Portugal begann – still, warm, von Licht durchflutet. Die Straßen wurden schmaler und auch die Höhenmeter reduzierten sich erstmals seit 9 Tagen; das Tempo wurde flüssiger. Jan fühlte sich angekommen. Das war genau die Atmosphäre, die vor drei Jahren zu dem Entschluss geführt hatte, diesen Landstrich einmal auf dem Fahrrad zu erleben.
Entlang des Atlantiks rollten sie durch kleine Fischerorte wie Vila do Conde, wo eine Nachbildung einer portugiesischen Karacke an die Seefahrer erinnerte, die damit im 16. Jahrhundert die Weltmeere erkundeten. Es folgte Aguçadoura, beliebt bei Surfern, die von den starken Wellen hier angezogen werden, aber auch bekannt als Ort des weltweit ersten kommerziell betriebenen Wellenkraftwerks. Voller Vorfreude auf den nächsten Tag rollten sie zum Campingplatz Angeiras, 16 Kilometer vor Porto, für das letzte Nachtlager der Tour.


Viano do Castelo, Portugal

Vila do Conde

Aguçadoura
We are the Champions
Letzte Etappe: Wenige Kilometer nach der Abfahrt vom Campingplatz wird in Matosinhos kurz Halt gemacht für ein ausgiebiges Frühstück. Bemerkenswertes Highlight am Stadtrand ist die Skulptur „She Changes“ oder auch „Anemone“ genannt von der amerikanischen Künstlerin Janet Echelman. Sie erinnert an ein Fischernetz und ist eine Hommage an die Fischer von Matosinhos und besteht aus einem 20 Tonnen schweren Stahlring und einer Netzstruktur, die von drei Stahlmasten gehalten wird.






Nach kurzer Fahrt entlang der wilden Küste kommt endlich Porto an der Mündung des Douro in den Atlantik in Sicht. Kaum ein Ort fasst den Charakter Portugals besser zusammen: die prächtigen Brücken, von denen die Bogenbrücke „Ponte Dom Luís I“ besonders ins Auge fällt, der lebendige Hafen mit den Booten der Kellereien des weltberühmten Portweins, die historische Straßenbahn „Eléctrico“, das Gewirr der Kopfsteinpflastergassen mit den geschichtsträchtigen Gebäuden und ein unverwechselbares Licht über der Stadt.









Mit dem Erreichen von Porto sind sie fast am Ziel. Das muss im Bild festgehalten werden. Mit der Bogenbrücke als malerischem Hintergrund stemmt Jan sein treues und zuverlässiges Gefährt, das fast 30 kg schwere Fahrrad, über sich, und Schanky drückt auf den Auslöser. Das sieht ein zufällig in der Nähe stehender Fotograf und fordert die beiden auf, gemeinsam für das Bild zu posieren.
Das wird ein Top-Foto, aber dann passiert es: Beim Absetzen rutscht Jan das schwere Rad aus der Hand, und das große Kettenblatt bohrt sich mit seinen scharfen Zähnen in den Oberschenkel und hinterlässt mehrere klaffende Einschnitte. Die Wunden sind voll Kettenschmiere und Jan versucht, sie mit Feuchttüchern zu säubern, was die Schmerzen nicht gerade verringert. Mit Pflastern bemüht er sich, die Wundränder zusammenzuziehen, was auch einigermaßen gelingt. Aber ist sind noch gut 40 Kilometer bis zum Ziel! Das werden die Pflaster nicht überstehen. Glücklicherweise findet sich schnell eine Apotheke, die die Einschnitte mit Stripes – längeren Wundnahtstreifen – versorgt. Das sieht aus, als könnte es halten und so machen sie sich auf den Weg nach Penafiel.
Es sind schmerzhafte und steile 40 Kilometer zu überwinden, doch irgendwann ist auch diese letzte Prüfung überstanden. Wie gesagt, Radfahrer sind hart im Nehmen. Schwägerin Katrin mit Tochter Joalina erwarten sie bereits und haben sich größte Mühe gegeben, Ihnen einen würdigen Empfang zu bereiten.
ZIEL
Ihr habt es geschafft!
Herzlich willkommen!
steht in großen Buchstaben auf einer Tafel an einem liebevoll mit Ballons und portugiesischen Wimpeln geschmückten Garagentor. Dazu klingt aus den Lautsprechern
WE ARE THE CHAMPIONS
Besser kann man es nicht sagen. Nach 26 Tagen, 3.428 Kilometern mit 27.234 Höhenmetern und rund 163 Stunden im Sattel bei Sonnenschein, peitschendem Regen, Sturm, Nebel, Kälte, Hitze und schmerzhaften Erfahrungen haben sie ihr Ziel Penafiel erreicht. Jetzt fällt alles von ihnen ab, ein großes, warmes Gefühl des Glücks und des Stolzes stellt sich ein – auch die Schmerzen scheinen fast verschwunden.



Die einzigen, die ein wenig trauern, sind die Follower in den Sozialen Medien, die von Jan und Florbela die ganze Tour über mit Bildern, Statusmeldungen, kleinen Filmchen und Diashows auf dem Laufenden gehalten wurden. „Schade, dass es schon vorbei ist!“


Nach ein paar Tagen des Ausspannens wird die Rückreise angetreten. Von Porto geht der Flieger nach Hannover, wo Freunde einen weiteren denkwürdigen Empfang vorbereitet haben.
„Und Jan, würdest du sowas noch einmal machen?“
„Ja klar, ich würde es wieder tun, bzw. ich wollte ja schon einfach immer weiter fahren.
Wenn die Arbeit nicht wäre, ich würde immer noch fahren. Es wird auf jeden Fall weiter gehen. Pläne gibt es viele …“
„Würdest du etwas ändern?“
„Mit meiner Ausrüstung war ich sehr zufrieden, klar kann man Gewicht sparen und die ein oder andere Sache zu Hause lassen. Aber wenn man es halt doch auch nur ein einziges Mal braucht dann hat man es …“
„Das nächste Mal alleine oder wieder zu zweit?“
„Zu zweit zu fahren ist etwas ganz anderes als alleine. Ich bin auch mal gerne alleine, aber so eine Tour ist für mich gesehen zu zweit perfekt.“
Man darf gespannt sein.
Andreas Ossig · Jan Weber • Fotos: Jan Weber · Jürgen Schankat

Herrlich dieser Bericht! Die Abenteuer mit Schanky sind ja ein Garant für Spannung – von Hornissenstichen und wilden Hunden bis zu staubigen Wegen und unerwarteten Zwischenzielen. Die ständigen Höhenmeter und der Wind machen die Tour zu einer echten Prüfung, aber die Begegnungen mit den waghalsigen Radfahrern wie Diego oder der umherwandernden Elena sorgen für Abwechslung. Die Beschreibungen der Sehenswürdigkeiten sind interessant, aber die witzigen Kommentare von Jan und Schanky, die den „kulturellen Lotterleben mal wieder auflösen wollen, heben das Ganze auf. Ein bisschen Humor und die Erkenntnis „wenn du schon so etwas Verrücktes machst tun dem gut! Das ist die Art von Reise, die man liest und darüber lacht, während man selbst vielleicht am Schreibtisch sitzt und den Atlantik vermisst.
Das ist mit ziemlicher Sicherheit ein von KI verfasster Kommentar, der eigentlich in die Spam-Ecke gehört. Da er sich aber ganz nett liest, lassen wir ihn mal stehen.