Brockenheroes 2021 – RSG Team gewinnt Mannschaftswertung

Brockenhelden: Daniel Novak, Lennard Schmidt, Tobias Bothmann, Sascha Kaufmes, Andreas Ossig (v.l.)

Der Berg rief – die RSG nahm die Herausforderung an. „Gegen die Zeit, den Berg, das Wetter, sich selbst, das Virus“ lautete die Formel des Veranstalters. Zunächst für 2020 geplant siegte zu guter Letzt doch das Virus, und die Veranstaltung musste auf 2021 verschoben werden. Am 25. September war es dann soweit: Insgesamt 351 Rennradfahrer, Mountainbiker, Läufer, Walker und sogar ein Skiroller machten sich ab 9:00 Uhr auf den Weg, die 12 Kilometer mit 550 Höhenmetern von Schierke auf das Brockenplateau möglichst in Bestzeit zu bewältigen.

Von der RSG waren Tobias Bothmann, Sascha Kaufmes, Lennard Schmidt und Andreas Ossig dabei. Daniel Novak vom Team Strassacker verstärkte für dieses Rennen das RSG-Team. Ete Korn war auch gemeldet, musste aber krankheitsbedingt absagen. Sascha reiste mit seinem Wohnmobil an, welches dankbar als Stützpunkt angenommen wurde. Immerhin konnte man sich darin etwas aufwärmen, denn am Morgen vor dem Start war es mit 12°C doch spürbar frisch. Dazu gesellte sich ein leichter Nieselregen, der nicht nur die Straßen, sondern auch die Fahrräder und Radfahrer schnell mit einem feuchten Film überzog. Warmfahren in doppelter Hinsicht war also das Gebot der Stunde.

Teambasis

Gegen die Zeit: Im Vorfeld hatte Trainer Rudi Schemmerling für jeden RSG-Fahrer eine individuelle Pacing-Strategie (PS) ausgearbeitet. Als Pacing-Strategie bezeichnet man die Optimierung der individuellen Leistungsabgabe des Fahrers unter besonderer Berücksichtigung der Strecken- und Windverhältnisse. Sie orientiert sich am individuellen Schwellenwert (auch FTP = „Functional Threshold Power“ genannt) eines Athleten. Dieser Schwellenwert ist die Maximalleistung, die er über eine Stunde konstant abgeben kann. Geplant war eine Teilung der Strecke in drei Abschnitte: Ausgehend von einer Leistung leicht über dem FTP-Wert sollte sie anschließend etwa alle 10 Minuten um einen festgelegten Prozentsatz gesteigert werden.

Vorbereitungen: Sascha Kaufmes

Gegen den Berg: Die einzige Strecke ab Schierke hinauf auf den Brocken ist Wanderern, Radfahrern und Pferdekutschen vorbehalten. Sie führt bis auf die letzten Meter komplett durch Nadelwald mäßig bis steil bergauf. Zunächst verläuft sie für etwa drei Kilometer leicht ansteigend bis zur ersten Haarnadelkurve, ab der es dann für die nächsten drei Kilometer mit durchschnittlich 4% Steigung weitergeht. Anschließend folgen ein paar bis zu 14% steile Passagen, gemischt mit flacheren Abschnitten, bevor es dann auf dem letzten Kilometer mit bis zu 18% richtig steil wird.

Vor dem Start: Tobias Bothmann

Als Erster startete Tobias um 9:54 Uhr und konnte die Strecke wie von ihm gewohnt mit beeindruckend gleichmäßig hoher Leistung in weniger als einer halben Stunde bezwingen. Nach ihm ging Andreas auf die Strecke. Das Pacing einzuhalten fiel ihm in den ersten beiden Abschnitten leicht, doch für die 2. Hälfte der Strecke musste er anerkennen, dass eine weitere Steigerung der Leistung nicht mehr möglich war. Dennoch überwog nach knapp unter 40 Minuten im Ziel die Freude, denn ein Blick auf die Aufzeichnung zeigte Bestwerte in fast allen Bereichen. Daniel startete 20 Minuten nach ihm und konnte nach 31 Minuten im Ziel ebenfalls ein zufrieden stellendes Fazit ziehen. Kurz nach ihm startete Sascha, der etwas mit seinen Leistungen haderte – zu Unrecht wie sich später herausstellte. Er musste zwar nach 10 Minuten sein Pacing nach unten korrigieren, konnte das Niveau aber dann bis zum Gipfel halten. Sein Fazit nach 31 Minuten: „Mehr war heute nicht drin.“  Sehr spät, um 11:25 Uhr, ging Lennard auf die Strecke. Inzwischen war der Touristenstrom deutlich angewachsen und auch Pferdekutschen waren unterwegs, was es ihm fast unmöglich machte, ein durchgängiges Pacing zu halten. Nach 33 Minuten im Ziel war er trotz der widrigen Umstände letztendlich mit seiner Leistung zufrieden.

Gegen das Wetter: Der Veranstalter hatte schon im Vorfeld gewarnt, dass Ende September das Wetter im Harz und gerade auf dem Brocken unberechenbar sein konnte. Sogar von Schnee wurde berichtet. Aber ganz so schlimm kam es dann doch nicht. Zwar herrschten gegen 11 Uhr auf dem Brocken Temperaturen um die 10°C und der Gipfel verschwand zusehends im Dunst, aber der Wind, der noch am Vortag stürmisch gewütet hatte, hielt sich in Grenzen und es blieb leidlich trocken. 

Brockengipfel: feucht und kalt

Gegen sich selbst – Andreas berichtet: Nach dem Start konnte ich für die ersten Kilometer den auf Anraten des Trainers montierten Auflieger nutzen, was sicher ein paar Sekunden Vorteil einbrachte. Die Vorgaben der Pacing-Strategie im ersten Abschnitt einzuhalten, fiel leicht. Die Kräfte waren noch frisch, was dazu verleitete, immer etwas über dem vorgegebenen Leistungslevel zu fahren. Das sollte sich im Nachhinein noch rächen.

Der zweite Abschnitt verlangte eine Leistungssteigerung von deutlich über dem FTP-Wert, was nun zwar etwas schwerer fiel, aber dennoch gelang. Allerdings standen dann für eine weitere Leistungssteigerung im dritten Abschnitt nicht mehr genügend „Körner“ zur Verfügung, was sicher auch dem etwas zu „sportlich“ angegangenen ersten Abschnitt geschuldet war. Es war aber noch die zweite, anspruchsvollere Hälfte der Strecke mit Abschnitten von 10 bis 14 % Steigung zu bewältigen. Das hieß: Zähne zusammenzubeißen und den Rest der Strecke wenigstens mit einer Leistung um den FTP-Wert herum zu absolvieren, um den bisherigen guten Verlauf nicht zunichte zu machen. Inzwischen war Tobias schon auf dem Rückweg vom Gipfel und als sich unsere Wege kreuzten, feuerte er mich noch einmal an, was motivierte, die Leistung trotz deutlicher Ermüdungserscheinungen hoch zu halten.

Der letzte Kilometer war dann hart. Die Streckenposten forderten die Radsportler auf, möglichst rechts zufahren, da inzwischen immer mehr Wanderer unterwegs waren, die sich mit dem Strom der wieder zurückfahrenden Radsportler mischten. So musste die letzte scharfe Rechtskurve vor dem Gipfel auf der steileren Innenseite mit anschließenden 18% Steigung angefahren werden. Ich musste aus dem Sattel, was noch einmal deutlich „Körner“ zog und die letzten Meter zum Ziel zu einer Extra-Herausforderung werden ließen. Im Ziel angekommen, bescheinigte mir der Tacho zur großen Freude einen (zwar um lediglich 1 Watt) verbesserten FTP-Wert, aber immerhin: Ich musste wohl mehr richtig gemacht haben als zunächst gedacht, wenn auch vielleicht auf niedrigerem Niveau als möglich gewesen wäre.

Ziel auf dem Brockenplateau

Gegen das Virus: Hatte das Virus im Vorjahr noch dafür gesorgt, dass die Veranstaltung um ein Jahr verschoben werden musste, musste es diesmal außen vor bleiben. Nicht nur, dass die Abstands- und Hygieneregeln von allen Beteiligten verantwortungsvoll eingehalten wurden – auch das feuchtkalte Wetter ließ dem Virus keine Chance.

War die Einschätzung der Leistungen nach der Rückkehr zur „Basisstation“ eher verhalten, war die Überraschung über das hervorragende Abschneiden des Teams am nächsten Tag nach der Veröffentlichung der Ergebnislisten um so größer. Mit den Platzierungen 2, 3, 4, 5 und 7 in den Altersklassen (Schnitt 4,2) gewann das RSG-Team die Mannschaftswertung. Tobias errang als bester RSG-Fahrer Platz 17 von 140 Fahrern und wurde 5. in seiner Altersklasse (AK30), Sascha 30. und 3. AK40, Daniel 36. und 4. AK25, Lennard trotz schlechter Startbedingungen 44. und 7. AK40 und Andreas zwar nur 95. aber immerhin 2. AK60. Trainer Rudi Schemmerling zog bis auf wenige Kritikpunkte ein positives Resümee und war letztendlich zufrieden mit der Gesamtleistung seiner Athleten.

An die Veranstalter bleibt nur zu sagen: Glückwunsch zu der gelungenen Premiere! Es war eine super Veranstaltung! Vielen Dank dafür!

Autor: Andreas Ossig

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